Entnahme unbelebter Ressourcen

Unbelebte Ressourcen wie Sand und Wasser sind regional und auch global begrenzt. Wird ein solcher Rohstoff knapp, kommt es zu einer Art Wettrennen um die knappen Reste.


Sand


Sand ist ein begehrter Rohstoff für Beton, Asphalt, künstliche Inseln, Glas und Elektronik.

Sand wird auch für die Gewinnung von Schiefergasens mittels "Fracking" benötigt.

Mit einer Fördermenge von 28 Milliarden Tonnen/Jahr (2010) übertrifft Sand alle anderen Rohstoffe, incl. Kohle, Erdöl und Biomasse (Quellen 16,17).

Die Schwellenländer streben nach dem Lebensstandard der "westlichen Welt".

Megacities schießen wie die Pilze aus dem Boden. Der Straßenbau boomt wie nie zuvor.

Der Bedarf an Sand steigt und steigt.

Wirtschaftlich gut brauchbaren Sand gibt es in Flüssen, am Strand und am Meeresboden (nicht aber in der Wüste). Dies alles sind ökologisch wichtige und zugleich sensible Bereiche. Korallenbänke und Seegraswiesen werden massenhaft direkt zerstört oder gehen an Lichtmangel zugrunde, wenn zu viele Sedimente aufgewirbelt werden. Dem Ganges-Delphin, einem charismatischen Bewohner großer Flüsse, könnte die Flusssand-Gewinnung den letzten Rest geben (Quelle 19). Sein enger Verwandter im Jangste-Fluss Chinas ist bereits ausgestorben. Invasive Arten (z.B. Muscheln) werden über Sandtransporte globalisiert und greifen massiv in die Ökosysteme ihrer jeweils neuen Heimat ein (Quelle18).

Aber auch der Mensch bekommt die Folgen des industriellen Sandabbaus zu spüren. Sand hat ökologische Funktionen, die auch den Menschen schützen. Es bewahrt Küsten und Flussufer vor Erosion. In Sri Lanka trug der massenhafte Sandabbau zu den verheerenden Folgen des 2014-Tsunami bei. Ironischerweise bezog Sri Lanka im Anschluss wieder Sand, um seine Küsten zu schützen (Quelle 17). In Sri Lanka und im Mekong-Delta, der Kornkammer Südostasiens, führte der Sandabbau zur Versalzung von Süßwasser-Systemen mit deutlichen Einschränkungen für die Landwirtschaft und die Trinkwasserversorgung. Im Vietnam führte dies bereits zur Umsiedelung von mindestens 1200 Haushalten. 

Mit Sand kann man gute Geschäfte machen und hohe Profite erzielen. In Indien gilt die "Sand-Mafia" als die mächtigste aller kriminellen und gewaltbereiten Gruppen. Singapur liegt nicht selten im Streit mit seinen Nachbarn, die dem Stadtstaat Verwendung von illegal gefördertem Sand aus ihrem Hoheitsgebiet zu Zwecken der Landgewinnung Singapurs vorwerfen. Singapurs Nachbarn fürchten dabei (zurecht) um den eigenen Küstenschutz.

Sand gibt´s leider nicht "wie Sand am Meer". Der Bedarf wird steigen. Zig Milliarden Tonnen Sand werden jährlich benötigt. Auch wenn Wüstensand aufwändig "veredelt" und damit für die Baubranche nutzbar gemacht werden kann bleibt er eine endliche Ressource. Wir brauchen eine Kontrolle über Sandförderung und Sandverteilung. Wir brauchen Nachhaltigkeits-Studien, um die Grenzen der Sandförderung zu verstehen. 

Wir müssen auch bei Sand beginnen, in Kreisläufen zu denken. Gerade beim Recycling von Beton und Asphalt betrifft gibt nennenswerte Anwendungen. Recycelter Bauschutt wird in vielen europäischen Ländern nicht mehr deponiert sondern für den Tief- und Straßenbau verwendet. Die Forschung für vereinfachte und verbesserte Verfahren läuft weiterhin auf Hochtouren. Für die Anwendung im Hochbau stehen allerdings noch keine marktreifen Recyclingverfahren zur Verfügung. 

Und wir müssen Länder unterstützen, die den illegalen Sand-Abbau nicht unter Kontrolle bringen, weil sie weniger Mittel zur Verfügung haben als die internationale Mafia. Wir müssen das tun, selbst wenn dieser illegal abgebaute Sand eigentlich für eine europäische Autobahn gedacht gewesen wäre...