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Der lange Weg in die Bedeutungslosigkeit

weniger schlimm, schlimm, am schlimmsten...

Die fetten Jahre sind vorbei, dieser Eindruck drängt sich auf. Eurokrise, Migrationskrise, Brexit, Trump, Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, Inflation, Energie- und Wassermangel... Was kommt morgen, was übermorgen?

Die Antwort ist nicht schwer. Morgen kommt der Klimawandel, übermorgen das Artensterben. Beides ist schon da, schlägt dann aber mit voller Wucht auf. Die Welt, wie wir sie kennen, wird es dann nicht mehr geben. Die anstehenden Verteilungskonflikte werden bisherige Konflikte bedeutungslos erscheinen lassen. Das menschliche Leid wir bisherige Dimensionen sprengen.

Wer das verdrängen mag, dem kann nicht geholfen werden, oder besser gesagt, der kann nicht mithelfen.

Tötet den Kriegsgott !?

Kriege sind eine Geisel der Menschheit. In den letzten tausenden von Jahren gehörten sie scheinbar dazu. Das soll sich nun ändern. Sanktionen und Waffenlieferungen stehen ganz ober auf unsere Liste. Wir wollen ein für alle Mal klarzumachen, dass sich ein Krieg nicht lohnen kann. Der Angriff auf die Ukraine soll der letzte seiner Art gewesen sein.

Sanktionen und Waffenlieferungen

Ein Blick in die Geschichtsbücher reicht, um an der Wirksamkeit von Sanktionen zu zweifeln. In Nordkorea haben sie nicht viel Gutes bewirkt. Auch der Iran zeigt sich eher unbeeindruckt. Russland hat sie bislang gut weggesteckt und macht keine Anstalten, sich von den deutlich verschärften Sanktionen beeindrucken zu lassen. Denn für Russland steht zu viel auf dem Spiel. Putin steht in einer langen Tradition russischer geopolitischer Strategien. Viele hoffen auf einen Putsch. Doch wenn Putin weggepuscht werden würde, käme lediglich ein anderer. Hoffnungen auf einen zweiten und dann ewigen Gorbatschow sind naiv. Öl und Gas werden andere Abnehmer finden. 

Auch die Unterstützung anderer Länder mit Waffen ist nichts Neues. Aber keiner der unzähligen Stellvertreterkriege hat den jeweils nächsten verhindert.

Das Diktat der Moral?

Wenn man den moralischen Anspruch, der hinter Waffenlieferungen und Sanktionen steht, aufrechterhalten will, so wird es langfristig bitter. Denn ebenso abhängig wie vom russischen Gas sind wir von den Absatzmärkten in China. Und niemand glaubt ernsthaft, dass sich China langfristig ruhig verhalten wird. Wir können uns jetzt schon überlegen, wie wir reagieren, wenn China den freien und uneingeschränkten Zugang zum offenen Pazifik aus seinem Kernland heraus erzwingen will. Die Besetzung Taiwans wird nur einer der vielen Schritte dorthin sein.

Das Gebot der Stunde

Wir werden es nicht durchhalten. Wenn wir alle Brücken zu vermeintlich bösen Menschen oder Regierungen abbrechen, so werden wir am Ende zum bedeutungslosen Einsiedler. Und in dieser Rolle haben wir keine Chance mehr, die eigentlichen Probleme zu lösen. Denn diese Probleme müssen global gelöst werden, auf internationaler Ebene. Und so grotesk das heute auch klingen mag - ohne Vertrauen und Glaubwürdigkeit wird es nicht gehen. 

Das oberste Ziel muss es sein, Erderwärmung und Artensterben zu begrenzen. Der fatale Irrglaube, wir könnten dem Menschen das sogenannte "Böse" endgültig austreiben, und die globalen Spielregeln der letzten Jahrtausende durch eine neuartige, paradiesische Harmonie ersetzen, verbraucht alle Energien und wird zu Frustration und Zynismus führen.

Wahrer Humanismus und richtiger Verzicht

Den Menschen so zu nehmen, wie er ist - das ist der wahre Humanismus. Träume vom besseren Menschen werden nicht selten zu kollektiven Alpträumen. Nutzen wir also die Kraft und die Macht, welche Deutschland und Europa gegenwärtig noch haben, um eine Zukunft zu sichern, die diesen Namen verdient.

Ohne Verzicht wird es nicht gehen. Aber die Kunst des Verzichtes liegt darin, auf die richtigen Dinge zu verzichten. Unsere Art von Verzicht muss einem Kräftegleichgewicht zwischen weniger ungleichen Gesellschaften zugute kommen, und dabei Anreize setzen für Klimaneutralität und für eine bessere Integration des Menschen in seine Natur. Das geht - wenn man will. Doch es geht nur mit allen Schurken zusammen. Und ohne das ist alles Nichts.

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