Energie & Co


Das Wirtschaftswachstum der Industrialisierung hat uns erheblichen Wohlstand beschert.  Es gründet auf der Verbrennung fossiler Brennstoffe. Dabei entstanden und entstehen zwangsläufig erhebliche Mengen an CO2. Dies ist als Treibhausgas die Hauptursache der Erderwärmung. Um eine weiter fortschreitende Erwärmung der Erde mit schwer kalkulierbaren (aber nicht mehr umkehrbaren) Folgen zu verhindern müssen wir die Freisetzung von CO2 herunterfahren und bis 2050 beenden (32).

Diese Herausforderung führt zu einer erheblichen Verunsicherung der Gesellschaft. Welche Quellen können uns mit ausreichend Energie versorgen, wenn wir auf das Verbrennen fossiler Energieträger verzichten?

Die Kernkraft gewinnt Energie ohne Verbrennung organischer Materialen. Sie ist somit CO2-neutral. Die Stimmen, welche eine Renaissance der Kernkraft fordern, werden daher immer lauter (33,34). Jedoch sind wesentliche Fragen, allen voran die Endlagerung und Missbrauchspotential spaltbarer Materialien, völlig ungelöst.

Um den Lebensraum Erde für die kommenden Generationen gut zu erhalten, müssen wir lernen, mit regenerierbaren Energiequellen auszukommen. Wir müssen dabei anerkennen, dass die Landfläche der Erde begrenzt ist. Windkraft, Solarenegie und Biomasse beanspruchen jeweils Land (oder Meeres-)Flächen. Natürlich ist die Effizienz dieser Methoden noch längst nicht ausgereizt. Aber dennoch gilt: Der Preis für einen intakten Lebensraum besteht im grundsätzlichen Verzicht auf die Unendlichkeit.


Auf dieser Seite gibt´s einen Überblick über Vor- und Nachteile der einzelnen Energieträger. Die wesentlichen aktuellen Trends siehst Du im Liveticker.


Erdöl

Erdöl entwickelt sich über Jahrmillionen hinweg vorwiegend aus abgestorbenen Meeres-Kleinstlebewesen. Diese hatten zuvor die Sonnenenergie genutzt.

Erdöl und seine raffinierten Folgeprodukte sind bestens transportabel und eignet sich somit gut für mobile Verbrennungsmotoren, z.B. in Autos, Flugzeugen und Schiffen.

Die Verbrennung von Erdöl bzw. seine Folgeprodukten erzeugt Giftstoffe, Stickstoffverbindungen und CO2. Letzteres führt als Treibhausgas zur globalen Erwärmung und als gasförmige Säure zur Versauerung der Meere.

Erdöl ist auf der Erde ungleich verteilt. Die resultierenden Abhängigkeiten erdölarmer Industriestaaten fördern das Bestreben, alternative Energieformen zu etablieren.


Kohle

Kohle stammt aus fossilen Pflanzen. Braunkohle (maximal 65 Millionen Jahre) ist dabei erheblich jünger als Steinkohle (meist 300-360 Millionen Jahre). Auch die Energie der Kohle ist letztlich umgewandelte und gespeicherte Sonnenenergie.

Kohle ist global gleichmäßiger verteilt als Erdöl. Die weltweiten Vorräte sind riesig und wurden 2017 auf 1139 Milliarden Tonnen geschätzt. Kohle wird im Wesentlichen verbrannt, um Wärme zu erzeugen. Mithilfe von Wasserdampfturbinen wird Kohle auf diesem Weg in großem Ausmaß verstromt. Außerdem kann Kohle verflüssigt werden und tritt dann in Konkurrenz mit dem Erdöl. Dies limitiert den Ölpreis.

Kohle gilt als der "schmutzigste" fossile Brennstoff. 


Gas

Auch Erdgas ist - wie Erdöl - im Wesentlichen aus abgestorbenen marinen Kleinstlebewesen entstanden. In konventionellen Lagerstätten hat es sich in größeren Blasen angesammelt, die unproblematisch gefördert werden können. 

In unkoventionellen Lagerstätten ist die Förderung nur mit großem technischem Aufwand möglich. Zum Beispiel werden Schiefergase, die nur in kleinen, nicht miteinander verbundenen Blasen vorkommen, mit Hilfe des Hydraulic Fracturing (Fracking) gefördert. Dabei werden Zugänge in das gashaltige Tongestein gebohrt durch einen sehr hohen Druck des eingefüllten Wassers Risse in gasführenden Schichten erzeugt, um Verbindungen zwischen den Gasblasen zu schaffen. Dem Wasser werden allerdings auch eine unübersichtliche Menge an Chemikalien beigefügt, z.B. um im Sinne einer optimalen Angriffsfläche das Eindringen des Wassers in kleinste Hohlräume zu ermöglichen.

Im größeren Stil wird Erdgas ebenfalls seit Mitte des 19. Jahrhunderts genutzt.

Erdgas ist gut transportabel und wird zur Wärmeerzeugung, zur Verstromung und für energetisch hochaufwändige Prozesse wie z.B. die Kunstdünger-Erzeugung genutzt.

Gas gilt als der "sauberste" fossile Brennstoff. Trotzdem erzeugt der Verbrennungsprozess ebenfalls CO2 und trägt somit zur globalen Erwärmung und zur Versauerung der Meere bei.


Kernenergie

Kernenergie nutzt die Energie, die beim Zerfall radioaktiver Substanzen anfällt.

Der Mensch nutzt Kernenergie zur Stromerzeugung seit den 1950-er Jahren (siehe auch Liveticker). Auch Schiffe und U-Boote werden teilweise mit Kernreaktoren angetrieben.

Der große Vorteil der Kernenergie ist die Klimaneutralität und die gute Transportabilität der Energieträger. Neuartige Reaktoren ("4. Generation") lassen sich wesentlich einfacher produzieren ("vom Fließband") und versprechen sowohl eine deutlich erhöhte Sicherheit als auch deutlich flexiblere Einsatzmöglichkeiten (35).

Dem stehen allerdings erdrückende Nachteile gegenüber:

Uran wird derzeit unter menschenverachtenden Bedingungen gefördert. Würden z.B. im nördlichen Afrika (oder auch in Australien) die arbeits- und umweltrechtlichen rechtlichen Sicherheitsstandards des Westens gelten, so wäre die Uran-Förderung bzw. die Stromgewinnung aus Kernenergie deutlich teurer und wirtschaftlich nicht mehr unbedingt konkurrenzfähig.

Die Betreibung von Kernkraftwerken ist nur unter erheblichen Risiken möglich. Tschernobyl und Fukushima sind Beispiele für eine grundsätzlich nicht zu schließende Sicherheitslücke. Szenarien, in denen Atomkraftwerke Ziele des internationalen Terrors werden, sind nicht kalkulierbar.

Spaltbare Materialien können auch als Waffe eingesetzt werden. Die Diskussionen um das Atomprogramm des Iran zeigt, wie komplex dieses Thema ist. Eine Welt, in der fast alle Parteien über spaltbare Materialien verfügen, ist schwer kalkulierbar und birgt erhebliche Missbrauchs-Risiken.

Die Entsorgung der hoch radioaktiven Brennelemente bzw. der Rückstände aus der Wiederaufarbeitung ist nach wie vor ungelöst. Weltweit gibt es bislang eine einzige Endlagerstätte (Finnland), die sich jedoch noch im Bau befindet.

Den biologisch modernen Menschen (Homo sapiens) gibt es ungefähr seit 200.000 Jahren. Seit gerademal 70 Jahren nutzt er die Kernenergie. Die geologische Stabilität eines Endlagers sollte dagegen mit 1.000.000 Jahren deutlich länger sein.

Es ist nicht nur ungewiss, ob derartige Endlager in ausreichender Zahl gefunden werden können. Die Frage ist auch, wer für 1.000.000 Millionen Jahre Verantwortung (auch ökonomisch) für solche Lager übernehmen kann. Wer bildet Rückstellungen in welcher Währung? In welcher Bank werden diese verwaltet? Wie sichern wir die Kontinuität für einen Zeitraum, der die bisherige Perspektive der Menschen um das Vielfache eines Vielfachen überschreitet?


Wasserkraft

Flusskraftwerke nutzen letztlich Sonnenenergie (Verdampfung von Wasser), Gezeitenkraftwerke nutzen die Schwerkraft von Mond und Sonne. 

Die Kraft des Wassers wurde schon in den ersten Hochkulturen genutzt und ist weiterhin die quantitativ bedeutsamste  regenerierbare Energiequelle. 

Wasserkraft ist emissionsfrei und somit gut geeignet, einen Teil der fossilen Brennstoffe zu ersetzen. Allerdings werden durch Stauwerke Barrieren geschaffen und Pegelstände angehoben. Dies sind erhebliche Eingriffe in die Süßwasser-Ökologie, die durch Fischtreppen oder Altarme zumindest teilweise ausgeglichen werden können. 

In den USA wurde beispielsweise in wenigen Jahrzehnten (1920-1985) das gesamte System der großen Flüsse grundlegend umgestaltet. Dies hatte gravierende und noch nicht vollständig absehbare Folgen für die einst sehr reichhaltige Süßwasser-Fauna (12). 

Abseits potentieller saisonaler Schwankungen liefert Wasserkraft Strom "rund um die Uhr". Um den gewonnen Strom gleichmäßig verteilen zu können, ist jedoch ein ausgedehntes Stromleitungsnetz notwendig.  


Solarenergie

Die Sonnenenergie ist nicht nur Grundlage fast allen Lebens sondern auch der meisten anderen Energieformen. Durch die Technik der Photovoltaik kann Sonnenenergie direkt verstromt werden.

Sonnenenergie ist grundsätzlich emissionsfrei. Sonnenenergie bietet sich zudem zur dezentralen Nutzung z.B. aus Hausdächern an. Dies verhindert zudem einen unnötigen Flächenverbrauch durch Sonnenkollektoren z.B. auf ehemaligen landwirtschaftlichen Nuztflächen. 

Das Ausmaß der nutzbaren Sonnenenergie ist stark vom Breitengrad abhängig. Außerdem schwankt die nutzbare Strahlung in Abhängigkeit vom Wetter und von der Tageszeit.

Der gewonnene Strom muss somit über großangelegte Leitungsnetze verteilt und/oder gespeichert werden, um auch in Zeiten unzureichender Sonneneinstrahlung nutzbar zu sein. 

Es ist ein wichtiges Ziel, auch die Herstellung von Sonnenkollektoren und Stromspeichermedien klimaneutral zu ermöglichen und die entsprechenden Materialen zu recyceln.


Geothermie

Geothermie nutzt die Wärme in zugänglichen Bereichen der Erdkruste direkt zum Heizen oder wandelt sie in Strom um.

Geothermie ist klimaneutral aber global sehr ungleich verteilt. Für begünstigte Länder wie z.B. Island, Kenia und die Philippinen) ist sie jedoch eine bedeutsame und ergiebige Energiequelle.


Biomasse

Biomasse im weiteren Sinne bezeichnet die Masse aller lebenden Organismen. Im unserem Zusammenhang sind damit energiewirtschaftlich nutzbare Pflanzen gemeint. Pflanzen nutzen Sonnenenergie und transformieren sie in organischen Verbindung. Diese können verbrannt werden (z.B. Holz, "Biosprit") oder vergoren werden (z.B. Biogas). 

Holz ist der älteste Kraftstoff der Kulturgeschichte. Holz gilt allgemein als "regenerierbare" Energiequelle. Das trifft aber nur für den Fall zu, dass nicht mehr Holz verbrannt wird, als im gleichen Zeitraum nachwachsen kann. Im Moment verbrauchen wir die globalen Holzreserven in rasantem Tempo. Die Bestände können somit nicht regenerieren.

Zunehmend werden aber auch andere Pflanzen wie Raps, Mais, Weizen, Zuckerrüben, Zuckerrohr oder Ölpalmen, zur Energiegewinnung angebaut und teilweise als "Biokraftstoffe" für Verbrennungsmotoren verwendet. Dies ist mit einem erheblichen Flächenverbrauch verbunden und fördert durch die Verknappung von Fläche intensive Landwirtschaftsformen. 

Biokraftstoffe haben nicht das Potential, Mineralölprodukte auch nur annähernd zu ersetzen. Wenn man schätzt, dass bei der Umwandlung von Nahrungsmitteln zu Kraftstoff ca. 40% des Energiegehalts verloren gehen, so würden (Stand 2012) "alle weltweit produzierten Nahrungsmittel nur etwa 12% der aktuellen globalen Ölförderung ersetzen" (2). Der Preis für diese 12% wäre hoch: es gäbe nichts mehr zu essen.