Üblicherweise werden wirtschaftliche Leistungen - unabhängig von den konkreten Inhalten - nur dann positiv gewertet, wenn sie wachsen.
Das Streben nach wirtschaftlichem Wachstum begleitet den Menschen schon lange. Im Vermächtnis alter Kulturen finden sich sowohl beachtliche Erfolge als auch der grundsätzliche Zweifel an der Realisierbarkeit endlosen Wachstums.
Beispielsweise symbolisiert die Geschich-te des Turmbaus zu Babel die Befürchtung, dass das Streben nach unendlichem Wachstum letztlich zum Scheitern verurteilt ist.
Technische Entwicklungen und vor allem die Nutzung fossiler Brennstoffe haben in den letzten Jahrhunderten zu einem beispiellosen und rasanten Wachstum menschlicher Produktivität geführt. Ein eindrückliches Abbild dieses Wachstums findet sich in der Bauwirtschaft. Die immer schnellere Überbietung vormaliger Rekorde hat die Hoffnung auf unbegrenztes Wachstum genährt. Der Turm zu Babel scheint greifbar nahe.
Ob Wirtschaftswachstum sinnvoll war oder noch sinnvoll ist, muss letztlich örtlich und zeitlich differenziert betrachtet werden.
Reiche Länder verdanken ihren Wohlstand ohne Zweifel vorangegangen Phasen des Wachstums. Andere Länder suchen diesen Wohlstand durch zukünftiges Wachstum zu erreichen.
Dennoch gibt es zwei grundsätzliche Perspektiven, wenn es um das uneingeschränkte Gebot des fortwährenden Wirtschafts-Wachstums geht:
Ökonomen
fassen die Wirtschaftsleistung eines Landes im Bruttoinlandsprodukt (BIP) zusammen.
Nach gängiger Lehrmeinung ist ein wachsendes BIP unumgängliche Voraussetzung für die positive Entwicklung einer Volkswirtschaft.
Es wird kein Zustand beschrieben, der ohne Wachstum eine positive Entwicklung nehmen könnte. Dementsprechend wird ein unendliches Wachstum angestrebt.
Ökologen
sehen im Streben nach unendlichem Wachstum vor allem in den bereits hochentwickelten Volkswirtschaften eine wesentliche Ursache für die gegenwärtige globale ökologische Krise.
Aus ihrer Sicht ist "unendliches Wachstum" aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit von Landfläche und Rohstoffen ein offensichtlich unerfüllbares, quasi-religiöses Heilsversprechen.
Die Höhe des BIP (Bruttoinlandproduktes) erlaubt derzeit auch eine Vorhersage auf das Ausmaß der ökologischen Schäden. Dementsprechend bedeutet unendliches Wachstum für viele Ökologen unendliche Schäden.
Sie befürchten eine irreparable Schädigung des Ökosystems Erde und in diesem Rahmen auch eine erhebliche Gefährdung des Friedens.