Paris-Abkommen

Es wird viel diskutiert, ob die internationale Gemeinschaft das Paris-Abkommen erfüllen und umsetzen kann. Auf dieser Seite erfährst Du, was das Paris-Abkommen eigentlich ist. Wären wir überhaupt auf der sicheren Seite, wenn wir es vollumfänglich umsetzen könnten? Reicht das Paris-Abkommen, um das sogenannte 2°C-Ziel zu erreichen? Leider ganz und gar nicht. Aber sieh selbst....


Die globale Durchschnitts-Temperatur ist seit der vorindustriellen Zeit (also 1850-1900) um 0,8°C angestiegen, selbst man die wärmsten Jahre seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen (2014, 2015 und 2016) nicht miteinberechnet. Dieser Temperaturanstieg wurde durch menschliches Handeln verursacht. Das offizielle Ziel des Paris-Abkommens (Dezember 2015) ist es, die globale Erwärmung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit auf "gut unter 2°C" zu begrenzen. Außerdem sollen Anstrengungen unternommen werden, die Erwärmung sogar auf lediglich 1,5°C zu limitieren. Das 2°C-Ziel ist letztlich ein Kompromiss zwischen den Risiken des Klimawandels und der Sicherstellung der Nahrungsmittelproduktion und der Wirtschafts-Entwicklung.

187 von 195 möglichen Ländern haben im Rahmen des Paris-Abkommens einen nationalen Beitrag (im weiteren NDC = Nationally Determined Contribution) zum 2°C-Ziel zugesagt. Diese Länder waren 2012 für mehr als 96% der globalen Treibhausgas-Emissionen zuständig. Es waren also alle Wichtigen dabei.

Die vereinbarten NDCs zielen auf die Zeit von 2020 bis 2030. Für die Zeit nach 2030 wurden fast keine konkreten Beiträge eingereicht. Allerdings wurde im Abkommen eine grundsätzliche Steigerung der NDCs für die Zeit nach 2030 vereinbart.

Ein Nature-Artikel (6/2016, siehe Quelle 10) beschreibt die Auswirkungen der NDCs auf künftige Treibhausgas-Emissionen und analysiert den resultierenden Temperaturanstieg. 

Diese Studie reflektiert nicht die Vermutungen einer einzelnen Arbeitsgruppe. Sie aktualisiert und erweitert die Arbeiten, die im Rahmen des "2015 United Nations Environment Programme (UNEP) Emissions Gap Report18" unternommen wurden. Dieser Bericht bietet eine Synthese eines breiten Spektrums von 11 voneinander unabhängigen Studien, die modellhaft die Umsetzung der NDCs untersucht haben und öffentlich einsehbar sind. Wie in fast allen wissenschaftlichen Analysen liegen den einzelnen Aussagen Wahrscheinlichkeiten zugrunde und es werden Vertrauensbereiche angegeben.

Die zentrale Aussage lautet:


Wenn alle INCs vollumfänglich erfüllt werden, und wenn dieses Level im Weiteren beibehalten wird, so besteht eine 66%-ige Wahrscheinlichkeit, im Jahr 2100 einen Temperaturanstieg von +2,7 - 3,1°C nicht zu überschreiten. Die Temperatur würde sogar nach 2100 noch weiter steigen.

66% erscheinen dem einen viel, dem anderen wenig. Wer mehr Sicherheit haben will, was nicht passieren wird: Mit einer 90%-igen Wahrscheinlichkeit würde der Temperaturanstieg (ebenfalls bei Erfüllung aller INCs) bis zum Jahr 2100 ein Ausmaß von +3,3 - 3,9°C nicht überschreiten (Tendenz danach weiterhin steigend).

Dass heißt im Umkehrschluss, dass bei der vollständigen Erfüllung des Paris-Abkommens und bei Beibehaltung dieses Levels eine 10%-ige Wahrscheinlichkeit besteht, dass statt des eigentlichen Ziels (maximal +2°C) bis 2100 eine Erwärmung von mehr als +3,3 - 3,9°C eintritt.

Schon diese Zahlen lassen erkennen, dass sich die Anstrengungen der Staatengemeinschaft weit über das Paris-Abkommen hinaus steigern müssen, um das 2°C mit einer ausreichender Sicherheit zu erreichen.

In den oben genannten Zahlen ist noch nicht berücksichtig, dass 33% aller NDCs komplett und 45% aller NDCs teilweise an Bedingungen geknüpft sind (z.B. Finanzierung oder technische Unterstützung). Wenn nur alle "bedingungslosen" Beiträge realisiert werden, kommen nochmals ca. 0,2°C Erwärmung zu obigen Zahlen dazu.

Was müsste also nach  2030 geschehen, wenn bis dahin alle (bedingungslosen) NDCs erreicht wurden und wir weiterhin das 2°C-Ziel erreichen wollen...?

Die folgende Grafik scheint recht komplex und gibt doch eine "überschaubare" Antwort auf diese Frage. Für unsere Frage ist das rote Band entscheidend. Die anderen Bänder betreffen Szenarien, die auf dieser Seite nicht behandelt werden.

Treibhausgase 2°C Ziel Paris Abkommen

Auf der y-Achse sind sowohl die Treibhaus-Gas Emissionen (links; Milliarden Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr) als auch der daraus resultierende Temperatur-Anstieg (rechts) aufgeführt. Das rote Band zeigt einerseits die zu erwartenden Treibhausgas-Emissionen bis 2030 (20.-80. Perzentile) bei Erfüllung der bedingungslosen NDCs, andererseits die notwendige Reduktion der Treibhausgas-Emissionen nach  2030, wenn dass 2°C-Ziel mit einer 66%-igen Wahrscheinlichkeit nicht überschritten werden soll.

Man sieht, dass das rote Band im Jahr 2030 deutlich nach unten abknickt. Das heißt, die Treibhausgas-Emissionen gehen auch bei Erfüllung aller (bedingungslosen) NDCs bis 2030 ganz wörtlich genommen in die falsche Richtung. 

Die Kurskorrektur, die trotz einer gelungenen Umsetzung des Paris-Abkommens im Jahr 2030 notwendig wird, um das 2°C-Ziel noch zu erreichen, ist erheblich einschneidender als das  Paris-Abkommen selbst.

Das Paris-Abkommen ist deswegen nicht schlecht. Im Vergleich zu "Business as usual"  vermindert die vollständige Erfüllung aller INCs den zu erwartenden Temperaturanstieg bis 2100 um 0,5-0,7°C. Andersherum gesagt: Wenn wir die Klimapolitik des Jahres 2015 global fortsetzen würden, so hätten wir ein 10%-iges Risiko, im Jahr 2100 einen Temperaturunterschied von mehr als 4,2 - 4,6°C zu erleiden. Es gibt in den letzten 65 Millionen Jahren keinen Hinweis auf eine Erwärmung, die sich derartig schnell vollzogen hätte....


Also ist das Paris-Abkommen zwar nicht die Lösung aber durchaus ein möglicher Einstieg hin zu einem effektiven Klimaschutz. Schon dieser Einstieg wird aber zunehmend in Frage gestellt: Die USA wollen offiziell aussteigen, aber auch alle anderen bedeutsamen Industrienationen incl. Deutschland werden ihre Zusagen bis 2020 nicht einhalten können (Quelle 11). Wenn wir aber selbst den Einstieg in die Lösung verpassen, sieht´s ziemlich düster aus. Wir müssen uns anstrengen. Alle.