Ungleichheit und Klima

Wieviel CO2 braucht die Bekämpfung der Armut?

Die Vereinten Nationen haben das Ziel ausgerufen, bis 2030 extreme Armut auf der Erde überwunden zu haben. Zudem soll die Erwärmung der Erde auf maximal 2°C begrenzt werden. 

Die Armutsbekämpfung erfordert jedoch eine wirtschaftliche Entwicklung der betroffenen Länder. Dieses Wirtschaftswachstum braucht Energie. Energiegewinnung ist aktuell aber auch in Entwicklungsländern noch untrennbar mit der Verbrennung von fossilen Brennstoffen und somit mit CO2-Emissionen verbunden (30).

Die beiden Ziele - Überwindung der Armut und Begrenzung der Erderwärmung - scheinen sich zu widersprechen. Das Gebot der Stunde lautet unzweifelhaft, CO2-Emissionen konsequent zu verringern. Wir dürfen ab 2017 nur noch insgesamt 800 Milliarden Tonnen CO2 verursachen, um die Erderwärmung zumindest mit einer 66%-igen Wahrscheinlichkeit auf 2°C zu begrenzen (29). Wenn wir unseren jetzigen Verbrauch beibehalten würden, wäre dieses Budget bereits in 22 Jahren verbraucht. 

Ohne die Armut bekämpfen zu wollen, müssten wir die aktuellen globalen O2-Emissionen jährlich um 4,4% reduzieren (siehe auch Liveticker). Wenn aber allen extrem armen Menschen, die aktuell weniger als 1,90$ (PPP) pro Tag verdienen, ein Einkommen zwischen 1,9$/Tag und 2,97$/Tag möglich sein soll, so müssten wir dass dafür benötigte CO2 durch eine schnellere Reduktion der aktuellen Emissionen "freischaufeln". Hier sind die reichen Industriestaaten gefragt. Lediglich eine Steigerung um 0,1% bei der Reduktion der jährlichen Treibhausgase (auf 4,5%) wäre für dieses Ziel erforderlich (29).

Ein Einkommen zwischen 1,9$/Tag und 2,97$/Tag ist immer noch sehr wenig. Die sogenannte "globale Mittelklasse" wird aktuell durch ein Einkommen zwischen 2,97$/Tag und 8,44$/Tag definiert. Für viele Bewohner der Industriestaaten wäre selbst dieser Verdienst immer noch völlig inakzeptabel. Wenn wir allen Menschen, die aktuell weniger als 2,97$/Tag verdienen, ein Einkommen im Bereich der globalen Mittelklasse ermögliche wollen, so müssen wir die derzeitigen Emissionen deutlich schneller reduzieren. Statt 4,4% Reduktion pro Jahr währen 5,5% Reduktion pro Jahr notwendig.  Dieses Ziel ist sehr ehrgeizig.

Aktuell scheitert die Weltgemeinschaft (bzw. die Industriestaaten) daran, die CO2-Emissionen überhaupt zu reduzieren. Das 2°C-Ziel liegt noch in weiter Ferne. Verschiedene Szenarien lassen auch eine Erwärmung von 3-4°C bis 2100  durchaus möglich erscheinen. Die Industriestaaten haben es in der Hand. In einer Welt, deren Klima sich dramatisch ändert und die von anhaltend bitterer Armut geprägt ist, werden auch sie keine guten Aussichten mehr haben.