· 

Als das Christkind den Rassismus brachte...

Auf der gmx-Seite wurde ein interessantes Interview mit Herrn Karim Fereidooni veröffentlicht. Herr Fereidooni ist Juniorprofessor der Ruhr-Universität in Bochum. Darüber hinaus ist er auch politisch aktiv. Er berät den Kabinettsausschuss der Bundesregierung in Rassismus-Fragen.

Herr Fereidooni wird im Interview gefragt, ob es auch Rassismus gegenüber Weißen gibt. Er antwortet mit einem klaren kategorischen Nein. Denn Rassismus ist für ihn dahingehend definiert, dass er nur von Weißen ausgehen kann. Genauer gesagt von weißen Christen.

"Rassismus wurde von weiß-christlichen Menschen erschaffen und ist somit ein weißes Phänomen."

Das ist erstaunlich. Einige Fragen tun sich auf. Zum Beispiel, ob es vor Jesu Geburt tatsächlich keinen Rassismus auf der Erde gab. Nach Herrn Fereidooni ist der Rassismus wohl eine Art Weihnachtsgeschenk des Christkinds an die Menschheit.

Auch in nachchristlichen Zeiten ist Einiges passiert. 

Im 19. Jahrhundert organisierten arabische Herrscher, Händler und Menschenfänger einen großangelegten Handel mit Sklaven aus Ostafrika. Die betroffenen Schwarzafrikaner wurden von Sansibar aus an alle Küsten des indischen Ozeans verkauft. 

In Myanmar führt die Regierung seit der Unabhängigkeit im Jahr 1948 regelmäßig teils massive militärische Aktionen gegen die Minderheit der muslimischen Rohingya durch.

In China werden die turksprachigen Uiguren systematisch verfolgt, interniert und umerzogen.

Die Liste ließe sich lange fortsetzen. Aber schon jetzt wird deutlich, dass rassistische Taten von Menschen begangen wurden, die weder weiß noch christlich sind. Doch Herr Fereidooni bleibt dabei. Rassismus sei ein "weißes Phänomen".

"Die Traditionslinien des Antisemitismus, Anti-Schwarzen und Anti-Muslimischen Rassismus haben dazu geführt, dass sich weiße Menschen an die Spitze der Pyramide stellen."

Hat Herr Fereidooni sonst noch was zum Wesen des Rassismus zu sagen..? Ja. Immerhin bietet er auch eine  ethnisch neutrale Definition an. Rassismus beginnt für ihn mit der "Konstruktion von Andersartigkeit":

"Wenn man einer bestimmten Gruppe, die eigentlich gar keine monolithische Gruppe ist, eine Gruppenkonstruktion zuweist, und dann die Deutungshoheit beansprucht, [...] dann ist das rassistisch."

Das Wort "monolithisch" klingt gut, ist aber als ethnologischer Begriff nicht wirklich definiert. Der Jargon ist recht wissenschaftlich gehalten. Aber die Rassismus-Definition nicht zumindest nicht falsch.


Gehen wir mit dieser Definition zurück an den Start. 

"Rassismus wurde von weiß-christlichen Menschen erschaffen und ist somit ein weißes Phänomen."

Die Frage drängt sich auf, ob die "weiß-christlichen Menschen" eine "monolithische" Gruppe darstellen. Bei all der ethnologischen Vielfalt, der komplizierten Religionsgeschichte und den zahllosen Schismata kann die Antwort nur ein klares Nein sein. Dennoch weist Herr Fereidooni dieser Gruppe eine Gruppenkonstruktion zu. Dann beansprucht er die Deutungshoheit.

Nach seiner eigenen Definition ist Herr Fereidooni ein Rassist.

Ich finde es seltsam, wenn sich die Bundesregierung in Fragen des Rassismus von einem Rassisten beraten lässt. Wir brauchen Menschen, die den alten Vorurteilen nicht mit neuen Vorurteilen begegnen. Wir müssen aussteigen aus dieser Endlos-Spirale der gegenseitigen Pauschal-Vorwürfe. Wir sollten betonen, was allen Menschen gemeinsam ist, nicht was sie voneinander unterscheidet.

Die Bundesregierung sollte ihre Zusammenarbeit mit Herrn Fereidooni umgehend beenden.

Herr Fereidooni fordert, dass Rassismuskritik in Schulen unterrichtet werden soll. Wir sollen unseren Kindern also beibringen, dass Rassismus ein ausschließlich weißes Phänomen ist? Wir sollen ihnen beibringen, das "weiß-christliche Menschen" den Rassismus erst erschaffen haben? Dass weiße Menschen nur Täter, aber grundsätzlich niemals Opfer von Rassismus werden können? 

Nein. Das werden wir nicht tun. Die rassistischen Thesen des Herrn Fereidooni sollen weder in Schulen unterrichtet werden, noch auf irgendeine andere Art und Weise mit behördlicher Hilfe verbreitet werden. Wir müssen diesen Thesen entschieden entgegentreten. Man darf subtilen Rassisten wie Herrn Karim Fereidooni nicht die Deutungshoheit in Fragen des Rassismus überlassen.

Kinder sollten in der Schule lernen, dass alle Menschen gleich sind.

Das heißt auch, dass (leider) alle Menschen Rassisten sein können - wirklich alle Menschen, und nicht nur die "Weiß-Christen".

Rassismus kann nur durch die Betonung des Gemeinsamen bekämpft werden.

Aber nie durch pauschale Schuldzuweisungen.


Das Interview wurde veröffentlicht unter:
https://www.gmx.net/magazine/panorama/streit-polizeistudie-alltagsrassismus-bekaempfen-deutschland-rassismus-35199852
Falls es nicht mehr online sein sollte, hier der Download vom 24.10.2020 (Version vom 23.10.2020):

Download
Interview mit Professor Karim Fereidooni
Adobe Acrobat Document 173.6 KB

Write a comment

Comments: 0