Hoffnungen

warum kleine Erfolge Mut machen für große Herausforderungen


Hoffnung

Es gibt durchaus berechtigten Grund zur Hoffnung. Die Gesellschaft lernt, Entwicklungen auch langfristig zu denken und geht mancherorts schon in die richtige Richtung. 

Man darf sich - trotz großer ungelöster Herausforderungen - durchaus über die Tatsache freuen, dass vieles schon gelungen ist. Im Besten Fall zieht man daraus die Kraft, die für die Bewältigung der anstehenden Aufgaben notwendig ist.


Zum Beispiel hat man durch effektive Schutzmaßnahmen die Bedrohung für viele Tierarten milden können. Das ist erfreulich und macht Hoffnung. Man könnte dem entgegenhalten, dass sich für jede Tierart, deren Schutzstatus sich verbessert, der Schutzstatus von 7 anderen Tierarten verschlechtert (Quelle 4) ...

Das ist richtig, trotzdem kann die Freude über das bisher Erreichte durchaus auch ein Ansporn sein und Lust auf mehr machen. 

Auf dieser Seite sollen einzelne Projekte vorgestellt werden. Es soll aber auch deutlich werden, dass Gedanken über Nachhaltigkeit bereits Eingang in die Gesetzgebung und in verschiedene Vertragswerke gefunden haben. 


Repräsentative Schutzprojekte

Viele Gebiete wurden in den letzten Jahrzehnten geschützt, um zumindest eine Keimzelle besonderer Ökosysteme zu erhalten und ein Beispiel für das Miteinander von Mensch und Natur zu präsentieren. An dieser Stelle sollen möglichst Gastautoren über ihr Forschungsgebiet / ihr Herzensprojekt berichten. Wir wollen vor allem wissen, WIE die Erfolge möglich waren und was dafür getan werden muss, die Erfolge zu sichern.

Im Einzelnen sind geplant und angefragt:

Nationalpark Bayerischer Wald (Deutschland)

Gegen nicht unerhebliche Widerstände wurde ein in Europa einzigartiges Waldprojekt realisiert: Ein ehemaliger Forstwald, welcher durch Sturmschäden und Borkenkäferbefall dem Anschein nach zugrunde ging, wurde trotz vieler Ängste der Anrainer in diesem Zustand belassen. Das scheinbare Zugrundegehen wurde als ein normales Stadium der Waldentwicklung begriffen und es wurde die Chance gewahrt, die natürliche Entwicklung eines jungen Waldes zuzulassen.  Ein wunderbares Projekt....

Nationalpark Wattenmeer (Niederlande, Deutschland, Dänemark)

Das Wattenmeer ist ein stark beanspruchtes Gebiet, welches schon viel Anlass zur Sorge gab. Das Seegras starb ab. Die Fischerei dezimierte die Fischbestände und zerstörte den Meeresboden. Eingeschleppte Tiere wie Ratten, Katzen, Kaninchen und Füchse veränderten das Ökosystem der vorgelagerten ost- und nordfriesischen Inseln. Die praktisch vollständige Eindeichung der Küstengebiete führte zur radikalen Veränderungen der Pflanzen- und Tierwelt. Die Meeressäuger verabschiedeten sich fast vollständig. 

Mittlerweile haben sich viele Bestände erholt. Die Grauwale, die früher den Wattboden aufwirbelten, werden wir wohl weiterhin vermissen. Aber Schweinswale und Kegelrobben sind zurück, die stark dezimierten Seehundbestände haben sich gut erholt. Viele Vogelarten sind in großer Zahl zurückgekehrt und brüten wieder auf den Inseln. Obwohl noch nicht alle Kontroversen gelöst sind, ist der Nationalpark Wattenmeer eine internationale Erfolgsgeschichte in direkter Nachbarschaft zu einer der meistbefahrenen Schifffahrtsrouten der Welt.

Nationalpark Val grande (Italien)

In den südlichen Ausläufern der Alpen, westlich des vielbesuchten Lago Maggiore, liegt der zerklüftete und eher wenig besuchte Val grande-Nationalpark. Vor dem zweiten Weltkrieg wurden die Wälder mit großem Aufwand forstwirtschaftlich ausgebeutet und eine bäuerliche Alpenwirtschaft trotzte den widrigen Bedingungen. Im zweiten Weltkrieg fungierte das Gebiet als  Refugium der letzten Partisanenverbände, die schließlich auch dort von der umbarmherzigen deutschen Kriegsmaschinerie aufgerieben wurde. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das verlassene Gebiet vergessen, sich selbst überlassen und schließlich unter Schutz gestellt. Der heutige Besucher erlebt eine faszinierende verwilderte Kulturlandschaft, die in den Alpen ohnegleichen ist.

Aride und Cousin (Seychellen)

Diese Inseln der Inneren Seychellen teilten das Schicksal vieler tropischen Inseln. Vormals unberührte Ökosysteme, die einer Unzahl von brütenden Seevögeln Schutz vor Räubern boten, wurden seit der Zeit der europäischen Entdecker in Kokosplantagen umgewandelt. Im Nebenschluss wurden Ratten und andere Raubtiere eingeführt oder Schweine und Ziegen als lebender Proviant ausgesetzt. 

Diese gravierenden Veränderungen führten oft zum Kollaps der vormaligen Lebensgemeinschaften, ein faszinierendes Erbe der Evolution war (und ist) ernsthaft bedroht. 

Aride und Cousin wurden aufwändig renaturiert. Die Kokospalmen und andere invasive Baumarten wurden entfernt, Ratten und andere eingeschleppte Raubtiere ausgemerzt. Der heutige Besucher kann diese Inseln nun wieder annähernd im Originalzustand erleben. Hunderttausende von Seevögeln brüten auf den Bäumen, auf dem Boden und in Erdhöhlen. Nur noch die heimischen Einsiedlerkrebse und Glattechsen lauern auf schutzlose Küken. Aber diese Räuber sind der Vogelwelt seit langem bekannt. Alle zusammen sind sie ein "eingespieltes Team". Sie verwandeln die Inseln in eine Welt, die dem heutigen Menschen kaum noch bekannt ist, obwohl sie über Jahrmillionen den Normalzustand repräsentierte.

Neuseeland 2050

Als die ersten polynesischen Siedler vor ca. 750 Jahren Neuseeland erreichten, trafen sie auf eine ungewöhnliche Tierwelt. Mindestens 117 Vogelarten (ohne Seevögel) brüteten auf den Inseln, die meisten davon waren echte Spezialisten, die nirgendwo sonst zu finden waren. Schon vor Ankunft der europäischen Entdecker (1770 n.Chr.) waren viele davon verschwunden, mindestens 50 Arten sind mittlerweile ausgestorben (43%). 

Aussterben Vögel Neuseeland
Quelle 4

Auch andere einheimische Lebewesen (Reptilien, Amphibien, Pflanzen) haben große Verluste erlitten. Um diesem Trend entgegenzuwirken und weitergehende Verluste zu verhindern, hat Neuseeland ein ehrgeiziges Projekt gestartet (Quelle 6). Eingeschleppte Raubtiere wie Ratte, Wiesel und Fuchskusu (ein zur Pelzgewinnung in Neuseeland aktiv eingeführtes räuberisches Beuteltier) sollen bis 2050 vollständig ausgerottet werden. Das ist ehrgeizig. Dies größte Insel, die bislang von eingeschleppten Raubtieren befreit werden konnte, ist Macquarie Island (Australien) mit 128 Quadratkilometern. Die im Vergleich riesige Fläche Neuseelands (268.000 Quadratkilometer) ist mit herkömmlichen Methoden nicht zu schaffen. Und so hat die Regierung ein Projekt gestartet, welches mithilfe neuer Techniken das Erbe Neuseelands retten soll. Jeder Stadtbewohner wird seinen Hinterhof zugänglich machen müssen. Aber bislang darf man auf die volle Unterstützung durch die Bevölkerung hoffen.